»<em>Offen</em>« — eine Installation des Österreichers Alexander Kada. »<em>Offen</em>«, eine temporäre Lichtinstallation auf der Fassade der Wiener Staatsoper, war ursprünglich als visuelles Zeichen zum Beginn der neuen Saison gedacht. Eine Einladung an die Stadt; eine Einladung an alle. Durch <abbr>COVID-19</abbr> wuchs ihm eine neue und grundlegende Bedeutung zu: Im Haus am Ring werden seit 19. Mai 2021 wieder Oper und Ballett gespielt. © Wiener Staatsoper GmbH/Michael Pöhn

»Offen« — eine Installation des Österreichers Alexander Kada. »Offen«, eine temporäre Lichtinstallation auf der Fassade der Wiener Staatsoper, war ursprünglich als visuelles Zeichen zum Beginn der neuen Saison gedacht. Eine Einladung an die Stadt; eine Einladung an alle. Durch COVID-19 wuchs ihm eine neue und grundlegende Bedeutung zu: Im Haus am Ring werden seit 19. Mai 2021 wieder Oper und Ballett gespielt.

© Wiener Staatsoper GmbH/Michael Pöhn

Wiener Staatsoper:
Zur Diskussion um die Preisanpassungen und die Abonnementverfügbarkeit

Wiener Staatsoper

Von Thomas Prochazka

Nach der Veröffentlichung des Saisonprogrammes 2021/2022 und des Programmbuches erreichten uns einige Zuschriften unterschiedlichen Frustrations- und Verärgerungsgrades über die von der Wiener Staatsoper vorgenommenen Änderungen. Außerdem soll, glaubt man der Website des Sozialministeriums ab dem 1. Juli 2021 auch der Verkauf von Stehplätzen wieder möglich sein.

Anlaß, im Haus am Ring um eine (Er-)Klärung anzufragen. Die Antwort der Wiener Staatsoper erfolgte prompt. Sie finden diese nachstehend.

Zur Nicht-Verfügbarkeit bestimmter Aboplätze

Zum Zeitpunkt, als wir die Aboplätze für die kommende Saison geplant haben (Mitte März), war für uns überhaupt nicht absehbar, mit welcher Saalplatzkapazität wir im Herbst starten dürften, ob es noch Abstandsregeln und Sperrplätze geben wird, etc. Wir sind daher in unserer Planung von einem »worst case« ausgegangen, nämlich von maximal 500 Personen im Publikum und einem Sperrsitz zwischen den Besuchergruppen. Das hat aber bedeutet, dass wir an manchen Abenden nicht die komplette Abo-Gruppe platzieren konnten (zum Verständnis: Die größte Abogruppe umfasst 850 Sitzplätze an einem Abend!) und dass es bestimmte Plätze, wie z.B. hintere Logenplätze, gar nicht geben würde. Um dennoch möglichst viele Abonnenten behalten zu können, haben wir daher die Abogruppen halbiert, haben nun insgesamt 48 statt 24 Abogruppen und diese auf die Vorstellungen aufgeteilt. Herausgekommen ist ein »Sonderabo« für die Saison 2021/2022, das u.a. nur 4 statt der üblichen 5 Vorstellungen umfasst, bei dem sich eventuell der Sitzplatz gering ändern könnte, und auch im Wochentag kann es zu Verschiebungen kommen. Mit der Aktion konnten wir rund 7.100 von unseren 8.600 Abonnenten bedienen, die anderen haben Plätze, die es entlang unserer Annahme nicht gegeben hätte, daher konnten wir diese Abos auch nicht aufrufen. Alle Abopreise blieben, umgerechnet auf die verringerte Anzahl an Vorstellungen, gleich. Ich möchte Sie nicht mit logistischen Details langweilen, aber die Aboplatzierungen sind eine Wissenschaft für sich, es ist die allererste Tätigkeit im Anlegen der Saalpläne, erst danach kann ein Verkauf starten. Und dieses Anlegen dauert einige Wochen, bis jeder einzelne Abend platziert ist.

Dass es nun, im Juni, anders aussieht und wir vermutlich im Herbst ohne Sperrplätze und mit vollem Haus rechnen können, ist natürlich großartig, ändert aber in unserer Abo-Annahme leider nichts mehr, eine Umbuchung aller Abogruppen und ein Neuaufrollen der Kommu­nikation ist leider zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der langen Dauer dieser Tätigkeit und der Notwendigkeit, den Verkauf zu starten, nicht mehr möglich.

Es kann also tatsächlich sein, dass jemand kein Abo für 2021/2022 haben kann, dass es die Plätze jetzt im Saalplan aber buchbar gibt.

Zur Preiserhöhung einzelner Sitzplätze

Tatsache ist, dass die Wiener Staatsoper trotz der wirtschaftlich äußerst angespannten Situation für die kommende Saison auf eine allgemeine Preiserhöhung verzichtet, dass es aber innerhalb der Preisgruppen zu Verschiebungen kommen wird: Aufgrund vieler Anmerkungen unseres Publikums, dass bei etlichen Plätzen das Preis-/Leistungsverhältnis nicht stimme, fühlten wir uns verpflichtet, die Situation zu analysieren.

Wir haben uns daher ganz genau angesehen, wie das Kaufverhalten des Publikums ist: Wir haben erhoben, welche Plätze besonders beliebt sind und welche ganz zuletzt verkauft werden. Weiters haben wir die Beschwerden von Besucherinnen und Besuchern hinsichtlich Sichteinschränkung oder allgemeiner Qualität des Sitzplatzes analysiert. Und zu guter Letzt ist unser Vertriebsteam bereits im Herbst, also vor dem Lockdown und während der Vor­stellungen, in wochenlanger Arbeit jeden einzelnen Sitz im Haus mehrfach »probegesessen«. Das Ergebnis all dieser Maßnahmen haben wir dann in die Gestaltung der aktuellen Preise fließen lassen, wir nennen es »faire Preispolitik«.

Was bedeutet diese »faire Preispolitik« nun anhand einiger Beispiele?

  • Zahlreiche Plätze wurden vergünstigt, da die anderen Plätzen innerhalb der gleichen Preisgruppe im Vergleich qualitativ nicht gleichwertig waren.
  • Plätze, die trotz guter Qualität in einer vergleichsweise zu niedrigen Preisgruppe eingestuft waren, wurden entsprechend neu zugeordnet.
  • Sichteinschränkungen im Bereich Balkon und Galerie, die durch einen auf der Brüstung montierten Sicherheitsbügel verursacht werden, werden ab der Saison 2021/2022 entsprechend kommuniziert und schlagen sich auch in einem günstigeren Preis nieder.
  • Hintere Logenplätze, die zum Teil eine sehr gute Sicht ermöglichen, aber bisher nur knapp über dem Stehplatzpreis angeboten wurden, wurden in höhere Preisgruppen gestuft.
  • Mit der Einführung der neuen Preisgruppe 9 im günstigen Preisbereich kann hinsichtlich des Faktors Preis/Qualität noch feiner justiert werden.

Ziel all dieser Maßnahmen ist es, ein harmonisches Preisgefüge zu erreichen, in dem der Preis auch der tatsächlichen Qualität des Platzes entspricht und — auch im Sinne einer den Steuer­zahlern der Republik Österreich verpflichtenden Wirtschaftlichkeit — Plätze nicht unter ihrem Wert anzubieten. Dass davon auch immer wieder »Lieblingsplätze« betroffen sind, ist natürlich individuell bedauerlich, und viele werden es nicht als »fair« empfinden. Viele andere Besucherinnen und Besucher sehen das anders. Es ist jedoch in jedem Fall nach wie vor eine Vielzahl von Plätzen in den günstigsten Preisgruppen verfügbar.

Ob wir im Herbst den »klassischen Stehplatz« wieder anbieten können, wissen wir leider noch nicht (die aktuellen Informationen beziehen sich meines Wissens nach auf Open Air-Veranstaltungen — dazu, wie es für den Indoor-Bereich aussieht, haben wir derzeit noch keine Informationen) — zu diesem Thema muss ich noch um etwas Geduld bitten.

Soweit die Antwort der Wiener Staatsoper.

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