Alexander Glasunow: »Raymonda«
Wiener Staatsballett
Von Ulrike Klein
Maria Yakovleva und Denys Cherevychko sind Raymonda und Jean de Brienne. Die beiden ersten Solisten, die im Laufe ihrer Karriere schon oft gemeinsam auf der Bühne standen, tanzten die pas de deux und ihre Soli mit großer Souveränität. Als Abderachman war ihnen ein ebenso erfahrener Partner zur Seite gestellt: Eno Peci. Im Vergleich zu seinen Rollenvorgängern ist Peci eher der dunkle Fürst denn der liebende, werbende Mann. Aber auch Yakovleva und Cherevychko erscheinen in ihren Emotionen eher ruhiger als die Vorgänger. Ein Trio, das auf klare Linien setzt und weniger auf jugendlichen Überschwang. Hier tanzen Solisten auf Augenhöhe miteinander, die einander kennen und vertrauen. Da gibt es keine Schrecksekunden, ob die Hebung nun gehalten werden kann oder geführte Touren funktionieren. So wirkt jede noch so schwierige Choreographie ruhiger und ausgewogener.
Die große Überraschung des Abends waren Adele Fiocchi und Elena Bottaro als Clémence und Henriette. Die beiden jungen Italienerinnen wurden an der Scuola di Ballo del Teatro alla Scala ausgebildet und sind seit 2014 in der Wiener Compagnie engagiert. Im Juni 2017 avancierten sie zu Halbsolistinnen. Beide meisterten die schwierigen Soli mit Eleganz, die Nervosität angesichts der Rollen-Debuts war nur minimal zu spüren. Beide zeigten klare Linien. Besonders die port de bras und das épaulement zeugen von einer exzellenten Ausbildung. Ihnen zur Seite standen Trevor Hayden und Arne Vandervelde als Bernard und Béranger; — letzterer ebenfalls ein Rollen-Debutant. Auch hiervon ist Gutes zu berichten: sauber exekutierte Soli und gut gearbeitete pas de deux mit Fiocchi und Bottaro.
Kein großes Handlungsballett ohne corps de ballet. Mittlerweile sind die Damen und Herren des Staatsballetts vertraut mit den beiden großen Walzern und den folkloristisch anmutenden Tänzen. Da mischen sich Mitglieder der Compagnie mit Studierenden der Ballettakademie auf homogene Art und Weise. Gab es an den ersten Abenden noch einige Hoppalas und Unsauberkeiten, so ist auch hier nun Klarheit eingezogen. Schade eigentlich, daß die Serie nun zu Ende geht.